Liebe Leser,
In den letzten Jahren haben sich Kochsendungen im TV etabliert, in denen der Betreiber eines unrentabel gewordenen Betriebes einen Starkoch (manchmal samt Starkoch- Freunden) kontaktiert und diesen um Hilfe bittet. Daraufhin begiebt sich die „gute Fee“ mit ihrem Fernseh-Team für ein paar Tage in den Betrieb, analysiert die Lage, schmiedet einen Erfolgsplan, hilft an allen Eck – en und Enden, organisiert – von der Produktionsfirma gesponsert – nützliche Küchenutensilien, Handwerker und Marketingaktivitäten und bringt den Betrieb wieder auf Schiene. Da fließen Schweiß und Tränen, fallen meist auch (sicherlich die Quote erhöhende) harte Worte. So weit das Schema dieser Sendungen.
Ein Best-practice-Szenario, aus dem man Lehren für den eigenen Betrieb ableiten kann? Vielleicht. Eine Reality-Doku mit Skript? Ich bin mir fast sicher. Wie auch immer, ich denke, dass diese Formate – neben dem Werbewert für den Star-Koch und die Ausstatterfirmen – ganz gut zeigen, dass man in der Gastronomie sein Handwerk verstehen muss! Zu lernen, wie man einen Betrieb führt, dafür reichen die Tage mit dem Profi nicht aus. Auch nicht dafür, einem selbsternannten „Küchenleiter“ das Basiswissen zu vermitteln. Und: Nur weil es Fertigprodukte gibt, bedeutet das nicht, dass man sie ausschließlich verwendet. Nur weil man entfernte Verwandte in Italien kennt, bedeutet das nicht, dass man automatisch die italienische Küche im Blut hat. Nur weil man Australien-Fan ist, bedeutet das nicht, ein „Aussie“-Pub erfolgreich führen zu können.
Und warum es für einen mitteleuropäischen und nur mäßig spanisch sprechenden Auswanderer gerade auf einer Balerareninsel einfacher sein soll, einen Gastronomiebetrieb zu eröffnen, erschließt sich mir auch nicht. Egal, der Starkoch rettet alle – zumindest bis zum Ende der Sendung. Oder auch nicht. Mancher Sender berichtet über das „Nachher“, das dann doch nicht jeder übersteht. Vom Geschäftsführer eines Küchenausstatters weiß ich, dass nach einer Sendung der jeweilige Betrieb durchaus ein Nachfragehoch erfährt. In der Regel würde dieser Hype aber rasch wieder abflachen – Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Sollten Sie, werte Leser, niemals Hauptdarsteller einer solchen Sendung sein wollen, empfehle ich Ihnen, nebst ihrem fachlichen Wissen und Ihrer Erfahrung, auf unser Heft zu vertrauen: Aus der jüngsten Mehrthemenumfrage zur „Fachmediennutzung“ (GOBus, Welle 1/2015) geht hervor, dass GASTRO das am meisten genutzte Fachmedium der Branche ist. So geben 65 Prozent der befragten Zielgruppe – Inhaber/Eigentümer, Geschäftsführer/ Direktor, leitender Angestellter (Küchenchef, Food & Beverage-Manager etc.) – an, GASTRO „regelmäßig“ und „gelegentlich“ zu nutzen. Auch bei der Frage, auf welches der genannten Medien man keinesfalls verzichten will, erzielt GASTRO Spitzenwerte – ebenso bei der Fachkompetenz.
Ihr Karl Schilling Chefredakteur
Schließlich machen wir das bessere Fachmagazin. Punkt.
PS: Besuchen Sie unser GASTRO-Portal unter www.gastroportal.at – viel Spaß!