Lieber Leser! Liebe Leserin!
Achten Sie auf seasonal food? Bieten Sie vegane Speisen an? Oder setzen Sie momentan total auf Storytelling, Bio und Zuckerreduktion? Kaufen Sie beim Bauern Ihres Vertrauens ein? Lautet Ihr Motto from nose to tail und from leaf to root? Verwöhnen Sie Ihre Gäste mit Sous-vide-Gegartem, Fermentiertem und Craft Bier? Backen Sie Ihr Brot selbst? Überlegen Sie, Crème brûlée, Quiche und Co. mit auf den Speiseplan zu nehmen? Und bereichern Sie Ihre Kreationen mit Zutaten aus Wald und Flur?
Oder würden Sie sich eher zu den Trendverweigerern zählen, die einfach auf eine ehrliche und regionale Wirtshausküche setzen? Dann liegen Sie aktuell auch voll im Trend. Die sogenannte Alpenküche, oder wie es der Gastrosoph Peter Peter auf Seite 24 als „Neue Altösterreichische Küche“ beschreibt, ist mit der Verwendung lokaler Produkte total angesagt. Trends, so scheint es, liegen momentan im Trend. Auch die Gastronomie ist davon nicht ausgeschlossen, in der das Bedürfnis, sich intensiver mit Trends auseinander zu setzen, stetig wächst. „Jedes Jahr neue Trends?“, dem will sich die Food Trend Expertin Hanni Rützler nicht unterordnen – und dies, obwohl der Druck, ständig neue Trends zu präsentieren, stark zunimmt.
Regional ist das neue „Bio“, Gemüse der neue Star, Kaffee ist der neue Wein und Butter das neue Superfood, schließlich wird im aktuellen Food Report (Seite 28) auch die Renaissance der französischen Küche ausgerufen. Das Diktat vieler Er nährungstrends wie Veganismus, Low Carb oder Superfood sorgen für Orientierung und Überforderung zugleich. Wo kein Bedürfnis ist, wird eines geschaffen, Foodamentalismus steht auf der medialen Tagesordnung. Die Industrie erzeugt immer neue Ernährungstrends: Super- oder Functional Food soll optimieren, funktionstüchtig halten, schlank oder gar gesund machen. Trendscouts und Coolhunter teilen die Welt in „in“ und „out“ ein und versuchen rund um den Erdball, Tierrassen und Zutaten mit Alleinstellungsmerkmalen aufzuspüren. Verrückt, wo doch Regionalität gerade so angesagt ist.
Wenn Sie im Trend-Wirrwarr die Übersicht bereits verloren haben, einfach nur gut kochen und Ihre Gäste nach altbewährter Tradition verwöhnen wollen, sollen Ihnen die Worte des Historikers Bodo Mrozek ein Trost sein: „Ein Merkmal von Trends ist es, dass man ihre Existenz meist erst dann bemerkt, wenn sie schon wieder vorbei sind.“ Und nur, weil es jetzt für den letzten Schrei gehalten wird, heißt es noch lange nicht, dass es für die Ewigkeit gemacht ist.
Ihre Meinung zu „Food Trends“ und wie Sie als Gastronom, Hotelier, Touristiker damit umgehen, bitte an redaktion@gastroverlag.at